Wer zuweilen eine deutsche Gastwirtschaft besucht, kennt sicher dieses Gefühl, wenn man nach dem zweiten Wein oder Bier Lust auf eine frischgebackene Brezel bekommt. Hach, herrlich wär das, wenn es die gäbe!
Es gibt sie aber nicht. Weil Chips schlecht für Figur und Gewissen wären, greift man zu trockenen Brezeln. Im Zweierpack. Warum auch immer – eigentlich will kein Mensch noch eine zweite essen. Nachdem man die erste mit Mühe zu Staub zermalmt hat, erscheinen die Chips-Kalorien doch als kleineres Übel …
Wütend auf sich selbst blickt man auf die Folienverpackung und liest dann überrascht – sofern man Huober-Brezeln erwischt hat – folgenden Slogan:
„Die Marke durch die dreimal die Sonne scheint“.
Nein, das ist keine durch eine Überdosis Salz hervorgerufene Halluzination, wie das Internet bestätigt. Sogar auf Englisch: „The brand the sun shines through three times.“
WAS WOLLEN UNS DIESE WORTE SAGEN?
Hier mal der Vorschlag einer Gedankenkette:
♦ Da fehlt ja ein Komma.
♦ Aber das hätte auch nicht viel gerettet.
♦ Was für eine Botschaft soll das denn überhaupt sein?
♦ Ähm, ja, ok, erst scheint die Sonne auf das Getreide.
♦ Und dann verließen sie ihn …
♦ Außerdem: AUFS Getreide, nicht hindurch.
♦ Oder meinen die etwa …?
♦ Nein, das ist doch zu albern!
♦ Jede Brezel ist doch geformt wie eine Brille für Dreiäugige …
♦ Durch Teig hindurch dringt eh kein Licht.
♦ Die Brezel selbst besteht ja nicht aus der Luft dazwischen.
♦ Wie ein Lattenzaun aus Latten, weniger aus Zwischenraum …
♦ Außerdem führt „die Marke“ ja auch Knabberstangen und Cräcker.
♦ Und die haben gar keine Sonnendurchlasslöcher!
♦ Überhaupt: Was ist, wenn gar keine Sonne scheint?
♦ Was, wenn’s regnet, schneit, hagelt?
♦ Und nachts?
♦ Chips schmecken eh besser.
♦ Und Durst krieg ich auch wieder!
♦ Morgen hab ich bestimmt wieder Kopfweh.
♦ Zu viel Sonne ist einfach gar nicht gut fürs Oberstübchen …
Edith Nebel
Ich bin im Schwäbischen aufgewachsen, und ich hätte sofort gewusst, was mit dem Satz gemeint ist:
„Vor Hunderten von Jahren hatte der Graf Eberhard von Urach einen sehr berühmten Hofbäcker. Eines Tages wurde entdeckt, dass der Bäcker von den Waren seines Grafen gestohlen hatte. Das war in jenen Tagen ein sehr schlimmes Verbrechen und der Hofbäcker musste zum Tode verurteilt werden.
Der Graf jedoch wollte seinen berühmten Bäcker nicht verlieren, deshalb entschied er, ihm eine Chance zu geben, sein Leben zu retten. Der Bäcker musste in nur drei Tagen ein neues Gebäck erfinden, durch welches die Sonne dreimal scheinen konnte.
Der Bäcker war schon ganz verzweifelt, da er keine Idee hatte. Plötzlich, als er seine Frau beobachtete, die mit verschränkten Armen im Türrahmen lehnte und mit der Nachbarin plauderte, kam ihm ein Gedanke: er wollte die Form der verschlungenen Arme in sein Gebäck einarbeiten. Somit war die Aufgabe erfüllt, die Sonne konnte durch dieses Gebäck dreimal scheinen.“
Die schwäbische Brezel-Sage gibt’s in -zig Varianten. Quelle für diese Variante: http://www.petermangold.de/schwaebische_brezeln.htm
admin
Ich bin beeindruckt! Aber mehr denn je davon überzeugt, dass das ein furchtbar dämlicher Slogan ist. Das gilt ja – nach der sagenhaften Ur-Brezel – für sämtliche Brezeln wo gibt. Wie also kommt man auf die Idee,darüber eine Marke zu definieren, die sich ja von allen anderen unterscheiden soll? Thema verfehlt!
Broken Spirits
hm, da ist mir wer zuvorgekommen…. nochmal schreibe ich diese Geschichte nicht.
Ich sach nur: geprüft und für gut befunden… soll heißen richtig! :-)
Ob deine Einwände nun gerchtfertigt sind oder nicht….. hmja…. ich will über Brezeln eigentlich nicht nachdenken. Ich bevorzuge es einfach, die Dinger aufzuessen. Die sind nämlich lecker, sofern frisch vom Bäcker :-P
(Und der letzte Satz war ein Freßreim…)
admin
Jaaa, frisch vom Bäcker, aber bröselig-trocken in Folie? Dafür müsste man doch bessere Argumente bringen als die Sache mit den Drei Sonnendurchlässen, die ja für ALLE Brezeln – auch für die leckeren Frischgebackenen – zutreffen …
Fressreim – den Begriff kannte ich nicht. Kennst du eigentlich das „rückläufige Wörterbuch“? Nur so, für den Fall, dass Reimen ein neues Hobby werden sollte (abgesehen vom Stahlwollespinnen) :-)
Andrea
Ja, wie durch eine Marke dreimal die Sonne scheinen soll, weiß ich auch nicht, bei der Brezel hätte ichs grad noch so nachvollziehen können. Ich wäre ja dafür, dass die Huobers diese Brezelsage auf die Packung setzen lassen, da hätte ich dann beim Essen gleich was zu lesen…
admin
Stimmt, die Sage ist nicht ganz so trocken wie die Brezeln. Zuerst dachte ich ja, „dreimal die Sonne“ bedeute die Steigerung von Zwieback auf Triback …
Broken Spirits
Hm, mal eben nach Fressreim bzw. Freßreim geguhgelt, ne Definition ist aber nicht zu finden. Immerhin kennen außer mir in den Weiten des Netzes noch zwei weitere Leute diesen Ausdruck ;-)
Egal: meist verwendet für eher ungeglückte Reimversuche, also ohne Rücksicht auf Versmaß usw. Meine „Theorie“ ist ja, daß sich das von „Friss oder stirb“ ableitet, auf die Buchstabensuppe übertragen heißt das dann „Friss oder reim“ oder eben in der Kurzfassung „Fressreim“ ;-)
Das „Rückläufige Wörterbuch“ kenne ich nicht… habe ich da was verpasst?
admin
Na, ich würd doch sagen, das kommt von der Redewendung „reim dich, oder ich fress dich“, oder?
Rückläufiges Wörterbuch ist nicht nach Anfangsbuchstaben sortiert, sondern nach Endsílben – und damit prima geeignet, wenn man einen passenden Reim sucht.
Broken Spirits
Gibts die Redewendung wirklich? Die kannte ich nämlich bis eben nicht….. hm, wie dem auch sei: meine Theorie ist schöner :-P
Das Rückläufige Wörterbuch werde ich mir mal besorgen… aber auf englisch, damit niemand merkt, was für einen Käse ich da zusammentexte ;-)
admin
Der Duden Band 11 (Redewendungen und sprichwörtliche Redensarten) behauptet: Ja, es gibt sie :-)
Was heißt denn „rückläufig“ auf Englisch? Aber vielleicht musst du dir gar kein Lexikon kaufen, ein guter Link tut’s auch: http://www.rhymezone.com/