„Im Zeichen der Vanitas“, so heißt der im Oktober 2012 erschienene zweite Roman der Österreicherin Ursi Breidenbach. Online bin ich ihr bei DeLiA begegnet, der Vereinigung deutschsprachiger LiebesromanautorInnen, der wir beide relativ zeitgleich beigetreten sind – und kurz danach auch live auf der Frankfurter Buchmesse. Natürlich war ich sehr gespannt auf ihr aktuelles Werk und habe es – so viel kann ich schon gleich verraten – trotz vollem Schreibtisch und Terminkalender innerhalb von zwei Tagen verschlungen.
Worum geht es in „Im Zeichen der Vanitas“?
Offen gestanden: Die Inhaltsangabe liest sich wie die eines Groschenromans:
„Nachdem Katharina ‚Fanny‘ Bachers gesamtes Familienerbe aufgebraucht ist, bleibt ihr nur noch der Gutshof in der Obersteiermark. Um das ehrwürdige Gebäude vor dem Verfall zu retten, engagiert sie Georg Feldmann, einen durch die Lande ziehenden Handwerker. Mit seiner gelassenen, bodenständigen Art und seinem Talent, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren, rettet er nicht nur Fannys Haus, sondern öffnet ihr auch die Augen für die wahren Werte im Leben.“
Klischee pur, oder? Verarmte Gräfin, derber Handwerker, Familienschloss, verfallendes Anwesen … Die Schöne und das Biest als obersteirische Schnulze?
Kitsch ist Klischee. Kunst ist, mit dem Klischee zu spielen …
Wie gesagt: Die Inhaltsangabe klingt nach Groschenroman. Aber was und wie Ursi Breidenbach schreibt, ist meilenweit von Groschenroman entfernt. Das hat Tiefgang und Humor und ist einfach nur schön. Wahrscheinlich liegt das daran, dass sie sich vorgenommen hat, solche Bücher zu schreiben, die sie selbst gerne lesen würde.
Auf die Klischees angesprochen, die mir spontan aufgefallen sind, reagiert sie gar nicht verwundert, im Gegenteil: „Ja, ich spiele gern mit den althergebrachten Motiven von Liebesromanen und setzte sie neu und – wie ich hoffe – anders um“, sagt Ursi Breidenbach. „Bei Daidalos ist es der unerreichbare Märchenprinz, bei Vanitas der Standesunterschied und armes, reiches Mädchen versus Naturbursche …“
Und das ist ihr perfekt gelungen, wie ich finde!
Apropos Kunst, apropos Vanitas
„Das Labyrinth des Daidalos“, den ersten ihrer obersteirischen Liebesromane, kenne ich noch nicht, doch das soll sich bald ändern. Ich bin darauf ebenso gespannt wie auf den dritten Roman dieser Reihe, an dem Ursi Breidenbach gerade arbeitet. Nur noch 120 Manuskriptseiten fehlen, hat sie mir verraten. Auch in diesem Roman wird ein Thema vorkommen, das sich wie ein roter Faden durch ihre Bücher und überhaupt durch ihr Leben zieht: die Kunst. Sie selbst studierte an der Universität Wien Kunstgeschichte, war jahrelang im Museums- und Ausstellungswesen tätig und betrieb fünf Jahre lang die Galerie „Kunstraum Leoben“, die sie selbst gegründet hatte.
Wenn ich auch nur halb so viel von Kunst verstünde wie Ursi Breidenbach, hätte mir der Titel „Im Zeichen der Vanitas“ schon ein bisschen darüber verraten, worum es in dem Roman unterhalb der Die-Schöne-und-das-Biest-Oberfläche geht. Wahrscheinlich wissen es auch meine Blogleser, denn die sind ja erfahrungsgemäß klug.
Nur für den Fall …
„Vanitas“ bedeutet „leerer Schein, Nichtigkeit, Eigelkeit, Lüge, Prahlerei, Misserfolg, Vergeblichkeit.“ Es steht für die Vergänglichkeit alles Irdischen. Häufige Vanitas-Motive in der Kunst sind erlöschende Kerzen, Totenschädel, Sanduhren, verwelkte Blumen, Spiegel, sogar Knaben mit Seifenblasen gehören dazu. Sie alle mahnen vor Sinneslust, Eitelkeit und dem Streben nach vergänglichen irdischen Gütern.
So weit ich weiß, zählen Bücher nicht zu den gängigen Vanitas-Motiven. Es kann also kaum verwerflich sein, nach dem Besitz von weiteren Ursi-Breidenbach-Romanen zu streben, im Gegenteil …
Kurtis C. Newton
Meine BewertungOptik: Das Cover gefällt mir gut. Es handelt sich um einen pinkfarbenen Hintergrund, auf welchem eine kleine Figur abgebildet ist. Alles ist stimmig. Leider sind aber die Seiten im Inneren relativ eng bedruckt. Dies kann den Lesefluss stören und für das Auge wenig „lesefreundlich“ sein. Inhalt:Verlagsinfo: „Nachdem Katharina Fanny Bachers gesamtes Familienerbe aufgebraucht ist, bleibt ihr nur noch der Gutshof in der Obersteiermark. Um das ehrwürdige Gebäude vor dem Verfall zu retten, engagiert sie Georg Feldmann, einen durch die Lande ziehenden Handwerker. Mit seiner gelassenen, bodenständigen Art und seinem Talent, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren, rettet er nicht nur Fannys Haus, sondern öffnet ihr auch die Augen für die wahren Werte im Leben.“ Familiensaga, Liebesgeschichte, ‚Frauenroman‘ – you name it! Im Roman ist für jeden etwas dabei, wobei ich schon vermuten würde, dass eine weibliche Leserschaft die avisierte Zielgruppe ist. Die Liebesgeschichte funktioniert dabei nach dem Muster, das schon ein Shakespeare perfektionierte: was sich liebt, das neckt sich! Altbekannt und bewährt, aber immer wieder gut. :)Stil/ Sprache: Der Roman liest sich flott und flüssig, nur manchmal war mir die Ausdrucksweise fast ein wenig zu salopp bzw. zu „mündlich“ (eine Figur sagt an einer Stelle „Boah“). Inhalt, Stil & Sprache passen auf jeden Fall aber zusammen. Ich musste oft schmunzeln, da es auch viele humorvolle Passagen gibt. Ganz besonders gut gefallen haben mir die Austriazismen, die einfach charmant sind. „Bartwisch“, anyone ? Gehalt: die message des Romans hat mir gut gefallen, der Aufbau entspricht dem Thema der Erzählung. Mörderische Action oder nervenaufreibenden Thrill sollte man als Leser jedoch nicht erwarten. Am Ende löst sich alles in Wohlgefallen auf. Fazit: Das Buch hat mich gut unterhalten und manchmal zum Schmunzeln gebracht. Chicklit von ihrer besten Seite.