Zählen – nichts einfacher als das? Alles logisch, alles durchdacht. Eine Zahl folgt auf die andere. Und dazu braucht man im Grunde nur 10 Ziffern – von 0 bis 9. Zum Glück nutzen wir ja nicht mehr die lateinischen Zahlen, die einen beim Schreiben zwingen zu rechnen …
Beispielsweise bei der Jahreszahl 1984 – denn die Schreibweise MDCCCCLXXXIIII ist im Grunde folgende Additions- und Multiplikationsaufgabe:
1 x 1000 + 1 x 500 + 4 x 100 + 1 x 50 + 3 x 10 + 4 x 1
Oder wie wär’s mit der Schreibweise MCMLXXXIV? Bei dieser Variante errechnet sich 1984 so:
1000 + 1000 – 100 + 50 + 3 x 10 + 5 -1
Wenn subtrahiert werden muss, wir’s auch bei einfachen Zahlen kompliziert. Die 44 beispielsweise schrieben die alten Römer so: XLIV = 50 – 10 + 5 – 1
Kein Wunder, dass sich diese Ziffern höchstens auf Uhren erhalten haben …
Doch gerechnet werden muss auch heute noch, wenn es um bestimmte Zahlenangaben geht. Beispielsweise im Französischen. Nach soixante (60) folgt soixante-dix (60 + 10 = 70) und danach sogar quatre-vingts (4 x 20) sowie quatre-vingt-dix (4 x 20 + 10). Nur im belgischen Französisch haben sich die einfacheren Varianten septante (70) und nonante (90) durchgesetzt, im Schweizer Französisch auch huitante bzw. octante (80).
Wie gut, dass unsere deutsche Sprache – wenigstens was Zahlen – betrifft – so einfach ist? Weit gefehlt – auch bei uns gibt es Zahlennamen, die versteckte Rechenaufgaben enthalten. Nämlich elf und zwölf!
Die beiden Zahlwörter kommen aus dem Gotischen ainlif und twalif, wobei die Nachsilbe „lif“ wörtlich „das übrig bleibende“ heißt – in diesem Sinne steckt es auch im englischen Wort „left“ für „übrig“.
Was also bedeutet elf wörtlich? Es ist die Zahl, bei der eins übrig bleibt, wenn man zehn abzieht (x – 10 = 1), oder kurz: Rest eins.
Im Vergleich dazu mutet die lateinische Schreibweise XI geradezu simpel an …
Coralita
Oh Gooooottogott, ich seh die Zahl vor lauter Ziffern nicht!
LG, Coralita
admin
Für Textmenschen sind Ziffern und Zahlen ja nur von nebensächlicher Bedeutung – wenn Zahlennamen aber so merkwürdig sind, dann mach ich da schon mal ne Ausnahme. Aber keine Angst, in diesem Jahr gibt’s keinen weiteren Beitrag mehr zu diesem Thema :-)
Coralita
Doch doch doch! Ich möchte ganz unbedingt noch mehr Beiträge dieser Art lesen! :-)
LG, Coralita
admin
Dieser Art schon. Sonder Zahl.
Broken Spirits
Das System ging mir nie so richtig rein ;-)
Ich verstehe es zwar… aber es ist so mühsam!
Oder – um es mit den Worten eines dick angezogenen Herrn zu sagen:
Die spinnen, die Römer ;-)
admin
Geht mir ähnlich. Interessant finde ich allerdings, dass die Redensart „ein X für ein U vormachen“ auf die römischen Zahlen zurückgeht. Wobei mit U natürlich ein V gemeint ist. Wer auf einer Schuldentafel ein V stehen hatte, stand mit 5 Talern, Kreuzern, Hellern oder was auch immer in der Kreide. Verlängerte man das die Striche nach unten, entstand daraus ein X – und es war gleich doppelt so viel zu zahlen.
Edith Nebel
Ich tu mich immer schwer, wenn ich zwischen verschiedenen Sprachen hin- und herwechsle, die jeweils eine andere Leserichtung der Zahlen haben.
Deutsch: Fünf-und-zwanzig … also 25 von rechts nach links gelesen.
Englisch: twenty-five … 25 von links nach rechts.
Wenn ich dann eine zweisprachige Veranstaltung habe mit Zahlengedöns, ist das Durcheinander vorprogrammiert.
Warum lesen wir die Zahlen eigentlich gegen unsere übliche Leserichtung? Ein Erbe aus dem Arabischen, denen wir unsere Ziffern verdanken? (Sonst müssten wir immer noch mit dem umständlichen Römergedöns herumoperieren.)
admin
Das mit der Zahlenleserichtung ist wirklich schwierig. Ich glaube, da haben auch viele Schüler beim Rechnen ein Problem mit. Weil man durch die vertauschte Reihenfolge – im Deutschen lesen wir ja andersrum als wir schreiben – verwirrt wird. Im Niederländischen ist es genauso. Im Arabischen übrigens auch, aber da liest man ja von rechts nach links, also stimmt es wieder. Ich habe neulich mal irgendwo gelesen, dass es eine Initiative gibt, die erreichen will, dass wir die Zahlen künftig andersrum sprechen: Also zwanzig-und-fünf statt fünfundzwanzig. Kommt mir zwar jetzt merkwürdig vor, aber wer weiß, wie schnell man sich dran gewöhnt hätte …
Edith Nebel
Ich sach ja, im Arabischen war es sinnvoll und logisch, die Zahlen von rechts nach links zu lesen … in Lesefluss mit dem übrigen Text. Aber bei uns ist das irgendwie verquer.
admin
Das finden auch die Leute vom Verein Zwanzigeins: http://www.verein-zwanzigeins.de/