Achtung. Dies ist keine Glosse. Der folgende Text ist weder besonders gut geschrieben noch witzig. Weiterlesen daher auf eigenes Risiko. Es besteht die Gefahr der akuten Langeweile …
Alter schützt vor Späßen nicht
oder: ganz reizend!
Mit zwölf brach ich fast in Tränen aus, als ich einmal ausrechnete, wie alt ich im Jahr 2000 sein würde. Mitte dreißig! Uralt sozusagen. Inzwischen bin ich Mitte vierzig und muss herzhaft darüber lachen, was für eine Gans ich doch damals war. Angst vor dem Älterwerden? Ich doch nicht. In zwanzig Jahren habe ich die besten Zeit meines Lebens noch vor mir.
Eines steht fest: Ich werde eine flotte Alte sein mit individuellem Stil und frecher Frisur, mit feinen Lachfältchen, wachem Verstand und jungen Ideen. „Reizend“ wird das Adjektiv sein, mit dem mich jüngere Generationen beschreiben werden. Und genauso werde ich mich auch verhalten: ganz reizend …
Natürlich werde ich ein schier grenzenloses Verständnis an den Tag legen für die Unbeherrschtheit der Jugend, ihre Arroganz und ihre Besserwisserei. Wird es mir etwas ausmachen, dass sie meine Ratschläge (und mich) völlig ignorieren? Aber nein. ÜBERHAUPT nicht. Wieso auch? Im Gegenteil – ich werde sie bemitleiden, all die Unerfahrenen, Unwissenden und Unbelehrbaren.
Und dann werde ich dafür sorgen, dass sie mich sehr wohl wahrnehmen. Zum Beispiel als Konkurrentin um die besten Textaufträge. Meine Wahlkampagne für die Grauen Panther und ihre Kanzlerkandidatin Barbara Schöneberger wird nicht nur von Erfolg gekrönt, sondern auch mit Preisen überhäuft werden. Dabei ist der Slogan – „Wir sind die Mehrheit“ – sowas von naheliegend …
Zur Preisverleihung erscheine ich – im Gegensatz zu all dem nabelfreien jungen Gesindel – in einem T-Shirt, das die Aufschrift „Früher war alles besser“ trägt. Den Moderator werde ich permanent mit „junger Mann“ anreden, trotz seiner melierten Schläfen. Statt eine seriöse Dankesrede zu halten, werde ich dann Hildchen Knefs „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ zum Besten geben und damit zum YouTube-Star aufsteigen.
Doch das alles ist erst der Anfang des riesengroßen Spaßes, den ich als Seniorin zu erleben gedenke. Es wird so einfach sein, sich königlich zu amüsieren! Alles, was man dazu tun muss, ist, kurz vor Feierabend einkaufen zu gehen und den wütenden Blicke der gehetzten Berufstätigen mit einem leicht debilen Grinsen zu begegnen.
Schon auf dem Parkplatz werde ich verzweifelte Familienväter mit Rückbänken voller quengelnder Kinder in den Wahnsinn treiben, indem ich die einzigen beiden freien Lücken weit und breit blockiere. Natürlich parke schräg auf der Markierung. Und natürlich drohe ich dem armen Mann mit dem Stock, wenn er die Scheibe runterkurbelt und mich mit dem letzten Rest seiner Kraft höflich bittet, das Auto gerade zu stellen.
An der Supermarktkasse werde ich mich vor diejenigen Yuppies drängeln, die am meisten in Eile zu sein scheinen. Während ich dann umständlich nach Münzgeld suche und damit einen zünftigen Stau verursache, werden ihre Köpfe röter und röter. Wenn ihnen der Kragen platzt, ist meine versteckte Kamera zur Stelle – und Sekunden später das Ereignis zur Freude unzähliger Seniorenfollower vertwittert …
Danach bin ich so richtig in Fahrt. Da kommt mir der Telefonmarketingmensch gerade richtig, der das Pech hat, dass der Zufallsgenerator meine Nummer ausspuckt. „Sie wollen doch sicher mal im Lotto gewinnen?“, fragt er, woraufhin ich ihn sämtliche Details erläutern lasse. Ausführlich. Mehrfach. Und dann lege ich auf.
Was könnte einen dermaßen perfekten Tag noch krönen? Vielleicht ein tolles Menü im teuersten Restaurant der Stadt? Ich werde meine Freundinnen anrufen (gemeinsam sind wir älter als Goethe) und mich in Schale werfen. Wir werden schlemmen, bechern, lachen und es uns gut gehen lassen. Wenn es dann aber ums Bezahlen geht, werden wir unsere Demenznummer zum Besten geben und laut „Zu Hilfe, man will uns vergiften!“ schreien. Klappt immer wieder! Nur leider nicht mehrmals im gleichen Lokal.
Ach, was sind schon Wehwehchen, graue Haare und Falten gegen so viel ungetrübte Lebensfreude? Zukunft – ich komme …
Annette
Also, zum Glück bin ich genau 6 Monate älter….
Was werden wir für Spass haben! Die Demenznummer kann ich kaum abwarten. Meinst Du, die geht erst mit 80 ????LG Annette
AbidiText
Liebe Netti, ich kann’s kaum erwarten! Was für ein Spaß … Findest du wirklich, dass wir so lange warten müssen? So eine Nummer muss geübt werden :-)
Elke
Mensch, hab ich mich gelangweilt! Hihi, das lag aber nur daran, dass ich diesen grandiosen Text schon längst kannte …
Was mich allerdings zum Lautrausprusten gebracht hat, war die superfreche Einleitung. Schickst du den Link an die Jury, bitte, bitte. :-)
Und jetzt schau ich mich hier erst mal um.
AbidiText
Ich hab dich ja gewarnt, Elke :-))
Frech? Iiiiiiich??? Aber nicht doch!
Möchtest du nicht lieber meine Jury sein? „Grandios“, das gefällt mir sehr gut …
Jutta
Bäah, was muss mir Elke immer meine Kommentare klauen? Gähn.
Aber Schurz beiseite (wir sind ja nicht zum Spaß hier, gell?): Da ich Dir einige Jährchen voraus habe, werde ich demnächst mal damit beginnen, all diese wunderbaren Maßnahmen umzusetzen. Aber zuvor sollte ich vielleicht noch meine grauen Haare rauswachsen lassen…
AbidiText
Willst du dir etwa graue Haare färben, um Vorsprung zu kriegen, was? :-)
Übrigens – ganz reizender Avatar. Sieht aus wie extra für mich ausgewählt …
Edith Nebel
Ich habe den Text auch schon beim Wettbewerb gelesen und mir gedacht: Sehr schön, bei der Aktion machste mit, wenn es soweit ist!
Mein Ziel, hab ich vor Jahren mal gesagt, sei es, eine so richtig schräge alte Schachtel zu werden. Worauf ein geschätzter Blutsverwandter grinsend fragte: „Werden …?“
AbidiText
Na dann: Herzlich willkommen, Edith, im Club der (zukünftigen) schrägen Schachteln! Wir werden ganz schön viele, schätze ich … :-)
Broken Spirits
Ich werde schon mal Handgranaten bunkern, wenn ihr alten Schachteln unterwegs seit ;-)
Einen Punkt hast Du vergessen (das ist bereits genauso passiert, das muß also nicht wiederholt werden) :
Ich war mit dem Fahrrad an ner Ampel gestanden, auf der rechten Seite, so wie es sich gehört. Mir genau gegenüber stand so eine alte Schachtel (also von mir aus gesehen auch rechts). Die Ampel wurden grün, wir fuhren beide los, aufeinander zu. Naja, so eine Alte kann man ja nicht umfahren, dachte ich mir und weiche nach links aus. Als wir auf gleicher Höhe waren, holt die nen Schirm raus (es war Hochsommer und strahlend blauer Himmel) und zieht mir den über die Rübe und brüllt dabei: „Rechts fahren, du langhaariger Affe!!!“
Seidem (und einigen ähnlichen Erlebnissen) ist meine Rücksichtnahme in Bezug auf alte Leute geringfügig kleiner geworden.
AbidiText
LOL
„Du langhaariger Affe“ – das ist köstlich. Danke, du hast gerade meine Lachfalten vertieft :-)))
Ines
:-))) Das neue Design ist übrigens auch sehr gelungen.
AbidiText
Danke, liebe Ines :-)
Ich hab es noch nicht „offiziell“ vorgestellt, weil die neuen Fotos noch fehlen …
rebel
Darf ich mich bei der Restaurantnummer mit anschließen? Ich würde den Kellner auch gern vorher schon in den Wahnsinn treiben mit simplen Nonsesbestellungen. Nur muss ich da meine Frau zu Hause lassen, die haut mich sonst mit ihrer Handtasche oder schlimmeren – für so was hat die leider keinen Nerv…
bis denne
rebel
AbidiText
Sicher, dass du deine Frau nicht unterschätzt? Vielleicht ist sie ja auch einfach noch zu jung für solche Dinge – also noch nicht reif genug zum Verrücktsein :-)