Hurra, ich wurde beblogwichtelt! Und zwar von Nora Günther, Mitglied im besten Netzwerk der Welt – dem Texttreff. Wo es so unterschiedliche Frauen in Textberufen gibt wie Nora und mich: Übersetzerinnen, PR-Texterinnen, Journalistinnen, Lektorinnen, Ghostwriterinnen … nicht zu vergessen Historienromanautorinnen und Werbetexterinnen. Größer könnte der Gegensatz nicht sein? Nora nahm die Herausforderung an. Und schrieb über Unterschiede – und Gemeinsamkeiten … Danke dafür, liebe Nora!
Ich, Nora Günther, bin ja hauptsächlich Historienschriftstellerin – doch heute hier vertreten, weil in unserem Netzwerk Texttreff eine tolle Blogwichtelaktion, das gegenseitige Beschenken mit einem Gastbeitrag, ins Leben gerufen wurde.
Tja, und da ich erstens das Wichteln liebe, das Bloggen auch ganz gern mag und unseren Texttreff sowieso (besonders, seit das Anmeldeprozedere geändert wurde, damit die jährliche Weiterbildung nicht mehr nach 9 Minuten ausgebucht sein konnte) – wollte ich mitmachen.
Nun gut, ich wurde einer Werbetexterin zugelost.
Hmm. Aha. Pergament und Kanzleisprache versus iPad und Werbesprech?
Doch ich fand unverzüglich eine Gemeinsamkeit – denn wir beide wollen Neugier wecken und lieben Voltaires Zitat: „Jede Art zu schreiben ist erlaubt, nur nicht die langweilige.“
Aber dann hört es schon wieder auf mit den Bindegliedern – sie erklärt, dass Bücher um des Lesens willen gekauft werden, während sie um Aufmerksamkeit buhlen muss und darauf hofft, dass der Appetit beim Lesen kommt.
Da muss ich ihr doch wieder vorbehaltlos zustimmen. Werbetexte sollte man, im Hinblick auf ein gesundes Portemonnaie, unbedingt ignorieren … doch die Werbetexter/-innen auch?
Meine Neugier war nach dem Lesen von Heike Schmidt-Abidis Steckbrief immerhin geweckt – also wollte ich sie auch richtig aufspüren, schaute mich auf ihrem Blog um und begann, über sie intensiver nachzudenken.
Ich wusste immerhin schon seit längerem, dass sie wirkungsvolle Worte findet, die Protextbewegung glühend vertritt und ansonsten die Farbe Türkis zu lieben scheint (jedenfalls ist sie die einzige, von der ich türkise Mails erhalte).
Aber dass sie locker-flockig und beneidenswert regelmäßig über Bücherwürmer, Marktlückenfüller und den Mediendschungel bloggt, wusste ich nicht. Na, sie wusste sicherlich auch nicht, dass ich dagegen in vergilbten Akten nach Fehden und Arglisten, niederträchtigen Meuchlern und edlen Haudegen stöbere, alle zusammen bringe und dann zeitintensive, gefühlvolle und spannungsgeladene ;-) Romane schreibe.
Ja, und so kam der nächste Unterschied zutage.
Während ich mir an Hieroglyphen die Augen verdarb und mich still am 11.11.11 erfreute, sinnierte sie öffentlich und treffsicher über Schnapszahlen, schlug sogar den Bogen zum 21.12.2112 – im Leben würde ich nicht soweit denken wollen.
Muss ich ja auch nicht, ich bleibe lieber in den vergangenen Jahrhunderten … aber so hätten mich doch wenigstens ihre Glückwünsche an den Erfinder des Fernsprechapparates nicht überraschen dürfen (natürlich im Gegensatz zu der anschließenden, von dieser Werbetexterin perfekt formulierten, Begründung des damaligen kreativen Unsinns ;-)).
Ich wäre daran gescheitert, ehrlich. Denn ich kann nicht so schnell – deshalb gibt es in meinem Blog äußerst selten witzige und informative Reaktionen auf Ereignisse, welche die Gesellschaft beeinflussen und auch auf die, welche die Welt nicht braucht (wer wissen will, was ich meine, möge nach ihrem Würgeschlangen-Spaßfaktor suchen). Denn ehe ich soweit bin, was zu reimen, anzuprangern oder zu rühmen, wird die Zeitung bereits zum Einwickeln verwendet, der online-Presseartikel ins Archiv verschoben und das begehrte Ranking von gnadenlosen Contentfirmen längst verdrängt sein.
Dass sie – last but not least – ebenfalls auf niederländisch kann, erfuhr ich staunend beim gemeinsamen Kommentieren des neuen Pöstchens eines gewissen Freiherrn – und logischerweise amüsierte ich mich gleich darauf prächtig über ihre wirkungsvollen Durchzüge vom Freiherrn über die gepriesene freie Bedienung und Freiheit bis zum Freibeuter.
Ja, damit hat sie, wie gewünscht, die Vorteile klar herausgestellt, Kompliziertes einfach auf den Punkt gebracht. (Unterdessen gestalte ich lieber eine kompliziert anmutende Handlung mit vielschichtigen Charakteren und ganz besonders gern verschweige ich die Vorteile, die jeder davon hat, bis zu den letzten Kapiteln.)
Tja, wirkungsvolle und rastlose Werbetexterin eben, sehr zu empfehlen. Auch von einer Frau, die ein gefülltes Portemonnaie lieber als funktionierende Werbung mag (erst recht in der besinnlich sein sollenden Weihnachtszeit).
Die ich Dir, liebe Heike, nicht nur nebenbei auch von Herzen wünsche.
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(Ich bin übrigens inzwischen mit meinem Text noch nicht nennenswert vorangekommen. Aber das ist nicht tragisch. Ich habe Zeit, weder drängt mich einer vom Pergament weg noch wird die Geschichte in der Zwischenzeit umgeschrieben … hoffe ich.)
[…] mir bislang bekannten bewichtelten Textinenblogs, die ich gern laufend ergänze, falls erwünscht: https://www.abiditext.de/2903/guckt-mal-warum-eine-werbetexterin-was-geschrieben-bekommt/ http://www.worthauerei.de/dogblog/index.php/werbung/blogging/katzen/ […]