Wer es ernsthaft probiert, den Namen Eyjafjallajökull auszusprechen, wird schnell an seine Grenzen stoßen …
Kein Wunder, dass der Vulkan auch gerne „E15“ genannt wird – für den Anfangsbuchstaben und die 15 folgenden Lettern. Dabei hört es sich doch gar nicht sooo kompliziert an:
Übrigens:
Eyja steht für Insel, fjall für Berg, das a zeigt einen Genitiv an und jökull heißt Gletscher. Eyjafjallajökull ist also gar nicht der Name des Vulkans, sondern des Gletschers drumherum.
Namen sind eben doch mehr als Schall und Rauch – sie sind auch Asche und Zungenbrecher …
Sven
Ich muss ehrlich sein, ich könnte es nicht aussprechen, ich kann es nicht mal verstehen wenn der Typ es richtig ausspricht ;-) Kannst du es?
admin
Um Himmels Willen, ich kann doch kein Isländisch! Aber es funktioniert halbwegs, wenn man akzeptiert, dass öfters mal ein „t“ gesprochen wird, auch wenn keins dasteht …
Broken Spirits
Isländisch läßt sich teilweise mit Schwedisch unter einen Hut bringen – aber nur fast. Da gab es mal das Foto mit nem Straßenschild auf dem die Ortschaft „Stora Mörk“ stand. Fand ich sehr lustig im Zusammenhang mit der Aschewolke.
Das heißt aber nicht „Große Dunkelheit“ sondern „Großes Ziel“ – was ja auch irgendwie paßt bei dem zusammengebrochenen Flugverkehr :mrgreen:
Isländisch ist ein Fall für sich – sprechen geht gar nicht, lesen nur bedingt. Aber finnisch ist schlimmer :shock:
admin
Da spricht der Skandinavienkenner voller Weisheit. Ja, Finnisch ist das reine Grauen, nur geeignet für echte Grammatik-Freaks. Ich sag nur: 16 Fälle! Und das ist erst der Anfang …
Bei Stora Mörk hätte ich acuh auf große Dunkelheit getippt. False Friends gibt’s natürlich auch unter sehr verwandten Sprachen.
Isländisch zu sprechen hab ich noch nie versucht. Lesen – na ja, ein bisschen raten kann man vielleicht. Aber interessant ist es allemal!
Broken Spirits
Norwegisch hilft übrigens mehr… schwedisch war teilweise Blödfug ;-)
„øya“ (norwegisch für Insel) ist nicht soviel anders als eyja (zumindest phonetisch + deutschen Akzent), fjalla ist ähnlich wie fjäll (S) bzw. fjell (N) und „jökull“ ist auf norwegisch „jøkul“.
„kul“ klingt wiederum so ähnlich wie das Schwedische „kulle“ (=Hügel) und wenn dieser Hügel etwas größer ist (also quasi ein Berg) ist es ja auch nicht weit zum Gletscher (den man ja durchaus auf einem berg vermuten darf).
Naja, das ist meine persönliche Theorie…. aber _irgendwie_ passt sie :mrgreen:
Zufall? Keine Ahnung…. ich finde sowas einfach nur interessant, ein Sprachwissenschaftler wird mich dafür wohl (zurecht) zerfleischen. Und dann sind da ja noch zahlreiche false friends ;-)
Finnisch hat – soweit ich weiß – überhaupt nix mit den übrigen skandinavischen Sprachen zu tun: das leitet sich wohl eher von ungarisch (??) ab, die Gründe hierfür darfst Du (sofern ich mich recht entsinne) in der Völkerwanderung vor ein paar tausend Jahren suchen.
Broken Spirits
Tippfehler: Fjalla sollte natürlich fjall heißen. Ich vertraue Dir jetzt einfach mal, daß das mit dem Genitiv so stimmt ;-)
admin
Das mit dem Genitiv-A hab ich mir nicht ausgedacht, ich schwöre! Aber wo ich es her hatte, weiß (und finde) ich nicht mehr.
Finnisch ist mit Ungarisch verwandt, das stimmt, aber es stammt nicht davon ab, sondern beide stammen von einer alten Uralsprache ab. Völkerwanderung ist auch richtig. Irgendwann vor Hunderten von Jahren machten sich Menschen, die nicht länger im Ural leben wollten, von dort auf. Ein Teil von ihnen ging nach Finnland, ein anderer Teil nach Ungarn. Sehr ähnlich sind die beiden Sprachen sich heute nicht mehr, aber beide ziemlich schwierig und nicht ableitbar von den Sprachen der Nachbarländer.
PS: Hab irgendwann mal Sprachwissenschaften studiert. Aber dennoch in keinster Weise geplant, dich zu zerfleischen. Beruhigt dich das?
Sprachinteressierte
Ein ähnlicher Beitrag kam auch vor ein paar Tagen bei „heute in Europa“ (oder war’s eine andere Nachrichtensendung). Dabei kam auch ein isländischer Journalist zu Wort, der hervorragend gut Deutsch sprach, ebenfalls in etwa sagte: „Ihr schafft es ja doch nicht!“ und dann in einem unglaublichen Tempo und total leise sagte, wie der Name ausgesprochen werden soll. „Ist doch ganz einfach!“ Er hätte ja auch mal langsam und deutlich sprechen können. Vielleicht hätte glatt der eine oder andere etwas dazugelernt.
Beim Isländisch Lesen hilft Schwedisch oder Norwegisch schon und ein bisschen an altertümliche deutsche Wörter denken auch. Ist aber dann doch noch ziemlich anstrengend.
Und Finnisch bedeutet zwar, dass wir sehr viele neue Wörter und Strukturen lernen müssen, die wir nicht einfach ableiten können. Wenn wir Esten wären, hätten wir’s da einfacher, aber auch Ungarn müssten beinahe jede Vokabel lernen.
Aber Finnisch hat viele Vorteile: Man muss nicht unterscheiden, ob „ein Tisch“ oder „der Tisch“ gemeint ist, man muss nicht unterscheiden, ob sich das Personalpronomen auf einen Mann, eine Frau oder eine Sache bezieht, …
Und insbesondere ist die Aussprache vom Prinzip idiotensicher. Kein O, das vielleicht auch wie ein U klingt; kein U, das beinahe wie Ü klingt; kein K, SJ, SK, SKJ usw., die beinahe gleich klingen können und oft unaussprechlich werden für deutsche Zungen; kein HJ, beim dem man das H nicht hört. Beim Finnischen gilt: Betonung auf der ersten Silbe; alle Buchstaben werden ausgesprochen; Y entspricht lautlich dem Ü im Deutschen; nur am Silbenende (wie bei Lahti) wird das H etwa wie das CH im deutschen Wort Krach gesprochen. Das kommt selten genug vor.
Lehnwörter gibt es übrigens auch, die meisten sind mit finnischen oder russischen Wörtern verwandt. Z.T. ist dabei ein einleitendes S weggefallen. (Im Spanischen ist die Strategie umgekehrt, dort kommt dann oft noch ein E dazu, bspw. Strategie – estrategia, Spanien – España, Schule – escuela, …). Finnisch: koulu – Schwedisch: skola – Deutsch: Schule;
Finnisch: tuoli – Schwedisch: stol – Deutsch: Stuhl.
Ich spreche hier nicht etymologisch, keine Ahnung, in welcher Sprache welches Wort zuerst da war. Für mich ist interessanter, die Verwandtschaft der Wörter wiederzuerkennen.
Und was die Fälle angeht: Bei Englisch muss man lernen, welche Präposition man braucht, um ein Verb und bspw. ein Substantiv in einem Satz zu verbinden. Beim Finnischen lernt man stattdessen, in welchem Fall das Substantiv stehen muss, wenn man es mit einem bestimmten Verb verbinden will. Das ist kein so großer Unterschied.
Musste doch mal eine Lanze brechen für eine so interessante Sprache! ;-)))))
Suomen kieli ei ole vaikeaa, mutta vain erilaista – ja mielenkiintoista.
Finnisch ist nicht schwer, nur anders – und interessant.
admin
Hej, schön dich hier zu lesen :-)
Und danke für deine Finnisch-Verteidigung! Stimmt, aussprachetechnisch ist das fast so einfach wie Latein … Aber wie lange brauchst du, um finnische Krimis im Original lesen zu können? Da hab ich es mit meiner Strategie, nur „leichte“ Sprachen zu lernen, etwas leichter …
Ach ja, und nochmal zum unaussprechlichen Vulkannamen: Ich finde auch, dass das EXTRA schnell genuschelt wird. Denn sooo untalentiert sind wir ja nicht, dass wir das nach einer VERNÜNFTIGEN Hörprobe nicht nachsprechen könnten!!!