Telefonklingeln
„Künstlervermittlung Strahlemann und Söhne, was kann ich für Sie tun?“
„Bundeskanzleramt hier. Wir suchen dringend einen neuen Ministerdarsteller, Schwerpunkt Verteidigungswesen, aber bei Bedarf auch flexibel einsetzbar. Was können Sie uns da anbieten?“
„Schwierig, schwierig. Wie sieht denn das genaue Anforderungsprofil aus?“
„Ähm. Anforderungsprofil? Er soll natürlich Charisma haben. Und möglichst eine hübsche Frau. Und keine Flugangst.“
„So so. Keine spezielle Ausbildung? Irgendwelche Hochschulabschlüsse?“
„Bleiben Sie mir doch mit den Hochschulen vom Leib. Er soll bei Anne Will genauso gut wirken wie am Hindukusch.“
„Das kriegen wir mit den passenden Requisiten problemlos hin: Anzug, Businesshemd, Krawatte in der Talkshow, Rollkragenpulli, Cordhosen und festes Schuhwerk in Afghanistan. Und ein starkes Haargel als Standardausstattung.“
„Apropos – die Gelpflicht ist inzwischen gelockert. Wenn das die Sache erleichtert.“
„Erheblich, ganz erheblich erleichtert das die Angelegenheit. Ich hätte da einen flotten Sechzigjährigen im Angebot, gebürtiger Franke, seit Jahren als rhetorisch ausgefuchster Berufsoptimist unterwegs, auch auf internationalem Parkett zu Hause. Oder Laminat, je nachdem, was da verlegt wurde.“
„Klingt interessant. Ist er denn verfügbar?“
„Sie haben Glück, ist gerade freigeworden. Einen Moment bitte, ich bin gleich wieder für Sie da.“
Es klingelt auf Leitung zwei.
„Künstlervermittlung Strahlemann und Söhne, was kann ich für Sie tun?“
„Zweites Deutsches Fernsehen hier, guten Tag. Wir würden Sie gerne mit der Suche nach einem Samstagabendunterhalter beauftragen. Profil: Selbstbewusstes Auftreten, rhetorische Brillanz und eine gewisse Unbekümmertheit.“
„Ist notiert. Weitere Merkmale?“
„Na ja, er sollte natürlich flexibel sein und so. Und neben einer Blondine ganz gut aussehen.“
„Klingt so, als wäre da gerade der richtige Kandidat für Sie reingekommen.“
„Na so ein Zufall. Hat er denn Fernseherfahrung?“
„Absolut! Und ist nicht an einen bestimmten Sender gebunden. Höchstens an einen Verlag.“
„Unwichtig, unwichtig. Hauptsache, er kann im richtigen Moment Betroffenheit signalisieren bzw. wahlweise Begeisterung, Optimismus oder Empfindsamkeit.“
„Überhaupt kein Problem. Ich schick ihn gleich morgen mal nach Mainz zur Musterung … äh … zum Vorstellungsgespräch.“
„Ich wusste, dass man sich auf Sie verlassen kann!“
Es wird aufgelegt.
„Sind Sie noch am Apparat?“
„Nein, ich habe mir inzwischen einen Ministerdarsteller gebacken … NATÜRLICH bin ich noch dran! Wie sieht er denn eigentlich aus, Ihr Bewerber?“
„Groß, blond, sympathisch.“
„Wirkt er aufrichtig?“
„Aufrichtiger geht’s kaum.“
„Dann sollten wir es mal mit ihm versuchen.“
„Gute Entscheidung. Und wenn das nicht klappt, können wir immer noch ein Casting machen …“
Broken Spirits
Yeah, DSDSM (Deutschland sucht den Superminister) – das fehlt noch im Fernsehen.
Könnte ich mich dafür qualifizieren, wenn eine Bondine neben mir ganz gut aussieht? Dann nehme ich erst noch an „Schwiegertochter gesucht“ teil. :-P
AbidiText
Du weißt, wo das endet, Broken, oder? Erst beim Promidinner und dann im Dschungel. Dort kann man allerdings nicht Minister werden, sondern König. Aber Blondinen hat’s dort auch. Suchst du denn dringend eine … Schwiegermutter?
Elke
LOL! HEIKE! das solltest du Harald Schmid verkaufen oder der Heute-Show!
AbidiText
Danke, Elke – ich fühle mich geehrt. Das wäre natürlich ein feiner Job :-))
Ines
Klasse!
AbidiText
Danke! Ich vermute, du meinst damit nicht die Klasse der adeligen Copyrightverletzer … :-)
Jutta
Glückwunsch, Heike! Spitzenklasse!!!
AbidiText
Du machst mich ganz verlegen …
Monika Mihanovic
Genial geschrieben! ;-)
AbidiText
Danke, liebe Moni! Ich musste ja selber wieder mitlachen, als du den Text gestern vorgelesen hast … ;-))