„The Bakerman ist baking bread“. Das ist ein Songtext von Laid Back, über dessen Informationsgehalt sich trefflich streiten lässt. Die Klagen, dass generell viel zu viel Englisches gesendet würde, verstummen dagegen. Deutschrock erobert den Äther und das Netz. Aber: Merkt denn keiner, was für einen Käse die singen, die Silbermonde und Grönemeyers und überhaupt?
Schon Nenas „99 Luftballons“ können ganz schön verwirren, wenn man mal drüber nachdenkt, wie viele Jahrzehnte so ein Ballon hält und wie alt Nena wohl in Wahrheit sein muss …
Und dann: „Mensch“! „Nach der Ebbe kommt die Flut“, aha. Gut zu wissen. Obwohl ja nichts wirklich wichtig ist, aber der Mensch heißt Mensch, weil er es trotzdem singt, ob Sommerzeit oder nicht, oder weil er die Scheibe trotzdem kauft, obwohl er nichts kapiert.
Von dem Lied, das Xavier Kurt Naidoos Lippen verlässt, will ich gar nicht erst reden. Doch nun: „Stadt“! Fesselnder Rhythmus, klasse Melodie. Und die Stimmen von Cassandra Steen und Adel Tawil harmonieren so prima, dass es eine wahre Freude ist. Wäre da nicht der Text. „Keiner kann Gedanken lesen, das Klima wird milder“ … Ich muss gestehen: So etwas abzugeben hätte ich mir nicht gewagt. Es sei denn im Vollrausch.
Ich frag mich stumm, ob nicht jede Stadt Straßen hat, die hinein- UND hinausführen. Und dann stell ich mir vor, das wäre Englisch. Oder noch besser: Englischer Slang, von dem ich NICHTS verstehe. Schöner Song dann, eigentlich, oder?
Edith Nebel
Oh ja, das stimmt! Ich bin mit amerikanischer Country-Musik aufgewachsen und war schon ziemlich alt, als ich endlich mal bewusst auf den Text achtete und feststellte: Das ist ja haargenau der gleiche Krampf wie bei den deutschen Schlagern! Der Vorteil ist, dass man den (Schwachsinn im) Text in einer Fremdsprache viel leichter ignorieren kann.
Edith Nebel
Nachtrag: „Saviour´“ Naidoo – das ist ja der Weltmeister im Text-Käsen:
„Ich konnte nicht Abschied nehm,
das werd ich mir nie vergehm!“
admin
Reime lustig, reime froh, wie der Mops im Haferstroh :-) Ob der Saviour das auch einst ins Poesiealbum seiner Klassenkameradinnen geschrieben hat?
Edith Nebel
Mir hat eine Schulfreundin ein Wilhelm-Busch-Zitat ins Album geschrieben, da waren wir 11 Jahre alt:
„Gedanken sind nicht stets parat,
man schreibt auch wenn man keine hat.“
Und dabei war damals noch gar nicht abzusehen, dass ich mal Werbetexterin werden würde …
admin
Sehr schön – so feine Sachen stehen in meinem Poesiealbum nicht. Auf den
SchlagerDeutschrockpopsong mit dem Titel „In allen vier Ecken soll Liebe drinstecken“ muss man wohl nicht mehr lange warten …Apropos Gedanken: 1805 schrieb Heinrich von Kleist einen Aufsatz mit dem wundervollen Titel „Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden“. Wer kennt das nicht: Man grübelt und grübelt und grübelt stundenlang über einem Problem ohne voranzukommen. Doch kaum spricht man es laut aus, fällt einem die Antwort von selbst ein.
Vielleicht sollte man Songtexte LAUT schreiben, statt im stillen Kämmerlein?
Petra
Wie singt Xavier doch so schön: „Alle sind hier auf der Flucht (…) Es muss doch auch anders gehn.“ Es wird’s wohl nie schaffen, denn „unsere Herzen fliehn.“ Fragt sich nur auf welcher Straße? Auf der, die raus führt? Oder der, die rein führt? *kopfschüttel*
admin
Ob die Straße rein oder rausführt, ist fast egal. Sicher ist: Der Weg wird kein leichter sein. Und das Klagen und Jammern wird kein Ende nehmen :-)
Nina
Genau!!! Genau, genau, genau!!!! Das Lied, das mich darüber aufklärt, dass er eine Stadt baut für sie, bei der, ganz anders als sonst, Straßen hinein und hinaus führen, hat mich auch schon fast umkippen lassen. Und dass Mensch Mensch ist, weil er Äpfel isst aber Orangen schält hat Hagen Rether ja schon aufs Vortrefflichste herausgestellt:
Da war ich ihm sehr dankbar. Ich kenn sonst nur Leute, die sagen: „Aber Grönemeyer mag ich. Der hat immer so gute Texte.“
Ja klar …
Was ich hier in aller Kürze sagen wollte: Danke für diesen Beitrag!
Nina
Ähemm, Video einbetten geht wohl nicht. Na dann als Link:
http://www.youtube.com/watch?v=8D_DzP2L5-w
admin
Oh, sehr schön: „Der Mensch heißt Mensch, weil er schmatzt, wenn er isst – du klebst“ :-)
Und wie sang schon Otto: „Dieser Keks wird kein weicher sein …“
Petra
Öhm, Heike …. das mit dem LAUT schreiben … gilt das auch für Bücher *ggg*??? Ich stell mir das grade so vor … Gott, meine armen Mitbewohner, hehe.
admin
Da bin ich ganz sicher, liebe Petra! Ich seh dich schon durch die Wohnung laufen, laut „Wer ist der Mörder?“ rufend, dir dann mit der flachen Hand an die Stirn schlagen und ebenso laut antworten: „Klar doch, der Gärtner!“ …
Petra
Und das Opfer: der Keks, der ein weicher ist. Weil er auf der Straße, die hereinführte zum Gärter, von der Schubkarre erfasst und zerböselt wurde. Das hat auch der Sanitäter in der Not nicht geholfen, weil vor lauter Alkohol samt Rettungsboot ertrunken. Ganz tief in Westen, wo der Mensch Mensch heißt, weil er quakt, wenn er singt – du nervst.
admin
Da hilft es auch wenig, Kinder an die Macht kommen und Flugzeuge in den Bauch kriegen statt was Anständigem zu futtern, obwohl ein gellendes „Gib mir Sahne“ ihre Lippen verlässt – denn das Einzige, was am Horizont erscheint, ist ein runzeliger Luftballon und ein gruseliges Heinzelmännchen, das androht: „Wir werden wie Riesen sein, uns wird die Welt zu klein “ … ALBTRAUM!
Petra
Heike: Was ein geiler Blogeintrag, echt! Nur mal so als Resümee.
admin
Merci, Chérie :-) Aber ein Blogeintrag lebt auch von genialen Kommentaren! Danke euch allen …