Gehören Sie zu denjenigen, die sich über Standing Ovations, Handyklingeltöne zum Downloaden, „Coffee to go“ und To-Do-Listen aufregen – und das vor allem deshalb, weil Denglish für Sie einfach nur schlechter Stil ist? In diesem Fall rufe ich Ihnen zu: Entspannen Sie sich! Die deutsche Sprache ist keineswegs in Gefahr – jedenfalls nicht im Ausland …
Konkret: Kennen Sie spontan das englische Wort für „Bratwurst“? Oder für „Schnitzel“, „Leberwurst“ und „Sauerkraut“? Sie werden es kaum für möglich halten, aber diese Vokabeln sind uns sozusagen ins englischsprachige Urlaubland vorausgeeilt!
Tatsächlich übernehmen wir nicht nur Fremdwörter in unseren eigenen Wortschatz, sondern geben auch an andere Sprachgemeinschaften ab. Von Deftigem wie den genannten Speisen und noch Deftigerem wie Schweinehund“ über vermeintlich typisch Deutsches wie „Kitsch“, „Weltschmerz“ und „Gemütlichkeit“ oder Gesellschaftspolitisches wie „Weltanschauung“, „Ostpolitik“ und „Zeitgeist“ reicht die Palette der deutschen Vokabeln, die sich auf die Reise gemacht haben und längst im
englischsprachigen Wörterbuch zu finden sind.
Und wenn Ihnen in Rumänien ein „chelner“ am „strand“ einen sprit“ (gespritzten Wein) serviert, während dazu ein „slager“ aus dem Radio ertönt, dann ist das der perfekter Beweis dafür, wie wohl sich deutsche Vokabeln in Osteuropa fühlen. Vom russischen „butjerbrot“ und „schlagbaum“ ganz zu schweigen …
Als Denglish der anderen Art könnte man Wortkombinationen wie „apple strudel“ , „beer stube“ oder „sitz bath“ bezeichnen. Und wer sich die geniale Vorstadtsatireserie „Desperate Housewives“ im Original anschaut, staunt nicht schlecht, Eva Longoria-Parker als Gabrielle Solis empört ausrufen zu hören: „I’m not a housefrau!“
Zu den exportstärksten deutschen Wörtern gehören übrigens „Quarz“, „Marschall“, „Zickzack“, „Leitmotiv“, „Walzer“, „Schnitzel“ und „Lied“.
Fragt sich nur, wozu diese Vokabelsammlung nützlich sein soll – es sei denn, man hat vor, das Drehbuch für einen Heimatfilm zu schreiben …