Der klassische Krimi beantwortet die Frage nach dem Whodunit – wer war’s? – und lässt den Leser miträtseln. Am Ende entlarvt der Held den Täter, der der Böse ist, und alle anderen sind entlastet. Schwarz und weiß. Ganz so einfach ist „Mein wirst du bleiben“ von Petra Busch nicht gestrickt. Ganz und gar nicht. Im Gegenteil: Der Leser blickt in Abgründe menschlicher Seelen, sei es auf Täter-, auf Zeugen-, auf Opferseite. Und die Ermittler? Werden, anders als seinerzeit Miss Marple oder Hercule Poirot, keineswegs als kluge Köpfe ohne menschliche Schwächen geschildert, sondern sind alles andere als fehlerlos. In ihrer Vergangenheit ebenso wie in der Gegenwart.
Während Hauptkommissar Moritz Ehrlinspiel in Petra Buschs Debutkrimi „Schweig still, mein Kind“, der mit dem Friedrich-Glauser-Preis 2011 ausgezeichnet wurde, in der Pseudo-Idylle eines kleinen Schwarzwalddorfes ermittelte, spielt die Handlung von „Mein wirst du bleiben“ mitten in Freiburg. Doch auch hier ist die heile Welt eine trügerische – wie spätestens nach dem ersten Mord klar wird …
Geht „Mein wirst du bleiben“ gut aus? Eine Frage, die zu simpel ist für diesen komplexen Psychothriller. Nur so viel: Die Frage nach dem Whodunit wird beantwortet. Doch eine Schwarz-Weiß-Moral kann man diesem Buch keineswegs unterstellen …
„Mein wirst du bleiben“ hat 448 Seiten, ist im Verlag Droemer Knaur erschienen, und wird ein Bestseller. Darauf möchte ich wetten!