… hatte irgendwo gelesen, dass es im Land mehr Mobiltelefone als Menschen gab. Vor fünfzehn Jahren hatte es mehr Wölfe als Handys gegeben. So war es nun einmal, alles hatte seine Zeit.«
Håkan Nesser, Mensch ohne Hund
Fein beobachtet, Herr Nesser, und mit der gewohnten Portion Gesellschaftskritik formuliert, ohne die seit Maj Sjöwall und Per Wahlöö kein Schwedenkrimi auskommt.
Dieser hier kommt sogar – wie der Titel es verspricht – ganz ohne Hunde aus. Dafür bietet er reichlich depressive und neurotische Protagonisten beziehungsweise solche, die im Verlauf der Ereignisse depressiv und neurotisch werden oder solche, die durch depressive und neurotische Protagonisten üble Probleme kriegen. Zum Beispiel das Problem, ermordet und in Stücken tiefgefroren zu werden.
Obwohl man spätestens bei der Hälfte des Buches schon weiß, wer es war und warum, macht es Spaß, »Mensch ohne Hund« zu lesen. Und das liegt zum Großteil an Gunnar Barbarotti, der etwas mehr Lebensmut an den Tag legt als Kollege Wallander und immerhin ein Liebesleben vorzuweisen hat.
Und ein Handy. Wenn auch keinen Hund …
Petra
Schwedische Melancholie? Ich mag sie ja. Meistens. Die Bücher von Mankell, Josefsson, Edwardson, Sjowall/Wahlöö & Co. Aber manchmal, in meinen eigenen melancholischen Momenten, da würde ich mir schon etwas weniger Klischee des gefrusteten, einsamen Kommissars wünschen ;-) Barbarotti ist erfrischender. Ein wenig. Ich habe ihn auch gern gelesen.
admin
Stimmt, es ist schon ein bisschen ein Klischee. Der schwedische Kommissar ist klug, aber nicht so erfolgreich, wie er sein könnte. Er ist selbstverständlich geschieden und hat keine Zeit für neue Beziehungen oder gar Hobbys. Es sei denn, seltene einsame Strandspaziergänge oder Besäufnisse zählen als Hobby. Gerade deswegen gefällt mir die Stieg-Larsson-Trilogie so gut. Total anders, von Personen über Handlung bis zum Aufbau der Erzählung.
Zum Glück bin ich selten melancholisch, daher lese ich auch die Einsame-Wolf-Krimis gerne von Mankell & Co. :-)
Broken Spirits
Na, danke für den Tip :-) Ich habe zwar noch 10 kg ungelesene schwedische Krimis aus dem letzten Urlaub bei mir rumliegen, aber der Stapel wird kleiner und mein neues Bücherregal ist noch so leer ;-)
Leider geht bei den deutschen Übersetzungen viel Sprachwitz verloren, besoonders bei den Büchern von Mankell.
Andrea
Ich mag Nesser! Hatte allerdings bisher nur mit Van Veteeren das Vergnügen, noch nicht mit Barbarotti. Auch nicht gerade ein schwedischer Name, oder? Ich setz das mal auf meine lange, lange Leseliste…
admin
„Mensch ohne Hund“ ist der erste Band einer neuen Serie mit diesem Ermittler. Gunnar ist immerhin ein schwedischer Name, genau wie die Mutter des Helden. Sein Vater war Italiener. Hat sich allerdings aus dem Staub gemacht und nicht viel mehr als den Namen hinterlassen …
Ich mag Nesser „so mittel“. Mein Lieblings-Schwede unter den Krimiautoren ist Stieg Larsson, aber der ist ja LEIDER nach dem dritten Band gestorben. Ich weiß genau, er hätte weiterschreiben wollen. Einiges war noch offen. Hach.
admin
Echt? Sprachwitz ging verloren bei der Übersetzung? Da müsste man mal direkt vergleichen …
Und was empfiehlst du aus deinem Schwedenkrimiberg außerdem?
Broken Spirits
Der Krimiberg ist ja eigentlich aus Skandinavien (war oben kleiner Fehler meinerseits *hust*).
Z.Zt. lese ich Jo Nesberg, ein norwegischer Autor. Ob Dir jetzt der Titel hilft, weiß ich nicht, da ich es auf norwegisch lese, jedenfalls heißt das Buch dort Marekors. Den deutschen Titel kann ich Dir leider nicht sagen.
Von Mankell sind aber auch auf jeden Fall die Bücher über Afrika zu empfehlen, mein absoluter Favorit ist hier Comedia Infantil, auf deutsch – glaube ich – Chronist der Winde, oder Leopardens öga (Das Auge des Leoparden[?]) und ein paar mehr.
Broken Spirits
Argh… völliger Blödsinn…. Jo Nesbø heißt der Typ
Da hast Du einen Link:
http://de.wikipedia.org/wiki/Jo_Nesb%C3%B8
admin
Oh, danke, muss ich mir merken. Wobei hier alle Klischees übererfüllt sind, wie ich lese: „Hauptperson von Nesbøs bisherigen Kriminalromanen ist der alkoholkranke, alleinstehende Hauptkommissar Harry Hole, der zumeist brutale Mordfälle lösen muss.“ :-)
Du liest Norwegisch im Original? Ist das sehr viel anders als Schwedisch? Die Larsson-Trilogie hab ich auch im Original gelesen (bzw. gelesen und gehört, parallel Buch und Hörbuch find ich super, um Hörverständnis zu üben), aber momentan bin ich etwas raus, weil ich gerade Niederländisch lerne …
admin
Eben eingetroffen: Der Fledermausmann. Meine Urlaubslektüre!
Christina
Hej!
Habe vor ein paar Tagen angefangen, „Tatuerad torso“ von Helene Tursten zu lesen. Der Film dazu wird nächste Woche in der ARD ausgestrahlt. Wie ich gerade unter http://de.wikipedia.org/wiki/Helene_Tursten gelesen habe, folgen wöchentlich weitere Filme aus der Krimireihe um Irene Huss und ihre Kollegen von der Polizei in Göteborg. Sie ist (soweit ich bisher im Buch gekommen bin) nicht melancholisch, cholerisch oder dergleichen, hat eine Familie samt Hund. Ihr Chef scheint ein bisschen nervös zu sein und eine Abneigung gegen Rechtsmedizinerinnen und Staatsanwältinnen zu haben – Irene Huss denkt sich ihren Teil und lacht innerlich. Bisher gefällt mir das Buch gut.
Weiterhin könnte ich Åsa Larsson empfehlen. Hat (soweit ich weiß) nichts mit Stieg L. zu tun. Entwurzelte Steuerfachanwältin aus dem hohen Norden wird mit Morden und ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert. Da spielt dann auch wieder Melancholie usw. eine Rolle. Gefällt mir trotzdem sehr gut.
admin
Hej Christina, schön dich hier zu lesen! Helene Tursten kannte ich noch nicht. Werd ich mir mal merken! Nicht melancholisch mit Familie und Hund – das sagt mir sehr zu :-) Von Åsa Larsson hab ich zwei oder drei Bücher gelesen (hattest du mir doch schonmal empfohlen, oder?) – und nein, hat mit Stieg Larsson wohl nichts zu tun … So, jetzt schau ich bei Amazon gleich mal nach Helene Tursten. Ob’s reicht vorm Urlaub?