Denken ist Glückssache, heißt es. Lieben auch. Und überhaupt das ganze Leben – alles Glückssache. Und nicht zuletzt: Begegnungen und Kontakte mit interessanten Texttreff-Kolleginnen, die einfach ihr Glück selbst in die Hand nehmen, ihren Traum wahr machen, einen Verlag gründen und Herzensprojekte realisieren. Zum Beispiel zum Thema Glück: Die Anthologie „Glückssache“ ist im November 2011 im polamedia Verlag erschienen. Hinter polamedia steckt Anja Polaszewski – Bild- und Textjournalistin, Schriftstellerin, Sprachenfetischistin, Bloggerin,Weltreisende und Grimassenschneiderin. Hier mein Interview mit ihr:
Anja, 2010 hast du deinen eigenen Verlag gegründet. Was hat dich dazu motiviert? War das nicht auch sehr mutig, verwegen geradezu, ins Haifischbecken der Buchbranche einen kleinen Verlag zu setzen, in dem du Herzensprojekte realisieren kannst?
Mein erstes Buch, eine Kurzgeschichtensammlung mit Fotografien über Berlin (Berlin: Begegnungen und Begebenheiten), habe ich 2009 über einen Online-Buchverlag drucken lassen. Ich bemerkte jedoch schnell, dass ich den Vertrieb gern in meine eigenen Hände legen würde. Ich habe mich kurzerhand zum Thema Verlagsgründung schlau gemacht, habe tagelang im Internet gestöbert, Bücher gelesen und dann einfach losgelegt: Im September 2010 habe ich den polamedia Verlag gegründet. Und auch, wenn ich derzeit vorwiegend „Leidenschaftsprojekte“ verlege, bereue ich meine Entscheidung bis heute nicht. Mein Verlag ist klein, aber mein.
Du hast dich mit polamedia auf die Herausgabe von Belletristik (Anthologien, Romanen, Autobiografien) und elektronischen Medien (CDs, DVDs) spezialisiert. In den Anthologien gibst du ganz bewusst auch Nachwuchsschriftstellern die Chance auf Veröffentlichung. Wie wählst du die Beiträge aus? Machst du Ausschreibungen, Wettbewerbe? Wer ist die Jury – du alleine?
Auf meinen Internetseiten www.polamedia.de und www.coralita.de gibt es regelmäßig Ausschreibungen, die sich um die verschiedensten Themen des Lebens drehen. Das sind Themen wie Liebe, Glück und aktuell das Reisen. Es ist richtig, dass ich vor allem Nachwuchsschriftstellern die Möglichkeit bieten möchte, ihre Geschichten, Gedichte und Bilder zu publizieren. Ich weiß, wie schwer es ist, auf dem Büchermarkt Fuß zu fassen und sehe es als eine gute Gelegenheit, der Öffentlichkeit erste Werke zugänglich zu machen und auf sich aufmerksam zu machen. Die Jury, die im Rahmen der entstehenden Anthologien die Beiträge auswählt, besteht aus drei Journalisten und Schriftstellern – mich eingeschlossen. Wir alle lesen die Werke und beratschlagen uns dann. Talent spielt natürlich eine entscheidende Rolle. Es muss das Gefühl entstehen, dass der Schriftsteller mit Freunde und Engagement bei der Sache war.
Die Anthologie „Glückssache“ beschäftigt sich, wie der Titel schon sagt, mit dem Thema Glück. Die Texte – Gedichte, Kurzgeschichten, Essays – dieser Anthologie beleuchten das Thema auf unterschiedlichste Weise. Manche definieren Glück als den Zufall, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein, andere betrachten es als die Fähigkeit, die schönen Dinge des Lebens zu wahrzunehmen und zu genießen. Ist Glück für dich persönlich eher der Lottogewinn oder eher die große Liebe oder etwas ganz anderes?
Im Vorwort zu „Glückssache“ habe ich versucht, auszudrücken, was Glück für mich persönlich bedeutet. Dort schreibe ich unter anderem: „Ich denke, dass der Glück hat, dessen Herz und Seele in einem Gleichgewicht zueinander stehen. Glücklich ist der, der zufrieden ist und nicht immerzu vergleicht.“ Ja, ich denke, das trifft es. Glück ist oft ein kleiner Moment, von dem man monate- ja, sogar jahrelang zehren kann. Ein Moment der Zweisamkeit oder ein tiefgründiges Gespräch unter Freunden. Glück ist immer auch, was man selbst daraus macht.
Gibt es unter den 24 Texten des Glücksbuchs einen Lieblingsbeitrag?
Ich finde natürlich alle Beiträge schön, sie entstammen tiefgründigen Federn, nachdenklichen und feinfühligen Menschen. Das liebe ich. Eine Geschichte rührte mich allerdings zu Tränen. Deshalb sage ich spontan: „Gretas Geschenke“.
Ganz großartig ist natürlich auch das Titelfoto, das du selbst gemacht hast. Gibt es dazu eine Geschichte? War das spontan? Warum hast du es ausgewählt?
Freut mich, dass es Dir gefällt! Jede Fotografie erzählt ja eine Geschichte – und resultiert wiederum aus einer. Das Titelfoto von „Glückssache“ ist auf einer Firmenfeier im Rahmen der „FIFA Fußball-Weltmeisterschaft Südafrika 2010“ in Berlin entstanden. Ich hatte den Auftrag, den Tag in Bildern festzuhalten. Das Foto zeigt einen afrikanischen Künstler mit seinem Akkordeon und in typischer Tracht. Seine Combo war – so kann man sich lebhaft vorstellen – unglaublich agil und wegen der Bewegungen schwer einzufangen. Ich war so frech und habe einmal testgeblitzt, um die Aufmerksamkeit des Mannes auf mich zu lenken. Er sah mich dann tatsächlich an und zeigte mit dem Finger auf mich – so nach dem Muster „Ah, DU warst das!“ Danach zeigte er übrigens ein strahlend weißes Lachen und beachtete mich nicht weiter.
Die Fotografie ist ja eine weitere große Leidenschaft von dir. Eine schöne Sache zu sehen und sie benennen, beschreiben zu können – gehört das für dich zusammen?
Genau so sieht es aus. Worte allein können nicht immer das beschreiben, was man sagen möchte. Ein Foto hilft da weiter. Es heißt ja nicht umsonst: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. In Kombination sind sie beide – Worte und Bilder – allerdings unschlagbar. Fotografien werten auch Reportagen und ganze Bücher auf. Ohne sie wäre doch alles nur halb so schön oder? Das gleiche gilt im übrigen auch für Zeichnungen. In meine Anthologien nehme ich deshalb auch Gemälde und Skizzen auf.
Hast du schon ein neues Projekt in der Mache?
Ja, es gibt eine neue Literaturausschreibung zum Thema „Reisen“. Es gibt bereits tolle Resonanz auf die Ausschreibung. Das freut mich sehr. Reisen ist ja auch so ein Thema, das den persönlichen Horizont erweitert. Das ist mir bei meinen Themen am wichtigsten.
Weitere Informationen: www.polamedia.de/verlag
Coralita
Liebe Heike,
ich freue mich SEHR über dieses toll gestaltete Interview.
Danke für all die Mühen!
Herzlichst,
Anja Polaszewski
AbidiText
Liebe Anja, es war mir ein Vergnügen. Die meiste Arbeit hattest du mit dem Antworten :)
Anna-Lena
Als bescheidene Mitgestalterin dieses Buches, sage ich einfach – klasse!!
Liebe Grüße und danke für das Interview,
Anna-Lena
AbidiText
Freut mich, dass dir mein Blogbeitrag gefällt, Anna-Lena. Ich war natürlich neugierig und habe nachgeschaut, ob du zu den Autoren gehörst. Entweder unter Pseudonym oder dein Beitrag als Mitgestalterin ist ein anderer. Verrätst du mehr?